Lange Schlangen an den Flughäfen, Restaurants, die plötzlich Sonntags nicht mehr geöffnet haben, Handwerker, die keine Aufträge annehmen, Kindergartengruppen, die unplanmäßig schließen, weil die Betreuer*innen fehlen usw. Wir merken den Fachkräftemangel in allen Lebenslagen. Hier muss die Politik unbedingt gegensteuern.

Unser Problem ist bald nicht die Arbeitslosigkeit, sondern das Fehlen von Arbeitskräften,

Wir haben einfach nicht genügend gut ausgebildete Fachkräfte - in der Erziehung, in den Schulen fehlen Lehrer, das Handwerk kann seine Aufträge nicht abarbeiten, Restaurants müssen Ruhetage einlegen, weil das Personal fehlt . Das ist auch für unsere Region ein Riesenproblem. Nicht nur als Wahlkämpferin, sondern auch als Lehrerin und Zuständige für Berufsorientierung habe ich in den vergangenen Wochen viele Gespräche mit Unternehmen geführt. Egal, wo ich hinkam, überall gab es dasselbe Problem: zu wenig Fachkräfte, zu wenig Auszubildende. Es betrifft mittlerweile alle Bereiche unseres Lebens.
Was können wir tun?

Praktische und unbürokratische Lösungen müssen her

1. Mehr Studien- und Fachschul-Ausbildungsplätze

Vor allem in den Bereichen Medizin und Bildung müssen deutlich mehr Studien- und Ausbildungsplätze geschaffen werden. In den Schulen sollten Stellen geschaffen werden für die reine Verwaltung. Es würde die Attraktivität des Lehrerberufs deutlich erhöhen, wenn sich Lehrkräfte auf das Unterrichten und die pädagogische Arbeit konzentrieren könnten. Auch die schulischen Ausbildungskapazitäten für pädagogisches und medizinisches Personal müssen ausgebaut werden. Die Berufsschulen leisten hier eine tollen Beitrag, das sollten wir mehr in Anspruch nehmen.

2. Fachkräfte aus dem Ausland

Fachkräfte aus dem Ausland, die im Handwerk oder in der Gastronomie gern arbeiten würden, haben zum Teil Schwierigkeiten, in Deutschland eine Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis zu bekommen. Das muss anders werden! Für Menschen, die in unseren Mangelbranchen arbeiten wollen, muss es ein erleichtertes Verfahren geben! Gerade im Bereich der Gastronomie und in der Pflege sind auch heute schon viele ausländische Mitarbeitende tätig. Ebenso sollten die Qualifikationen, die in anderen Ländern erworben wurden, schneller und unbürokratischer anerkannt werden, damit die Menschen hier tätig werden können.

3. Ausbildung hat einen schlechten Ruf

“Mit einer Ausbildung verdienst du nichts!” Noch immer gibt es das Vorurteil, dass die Verdienst- und Aufstiegsmöglichkeiten in den Ausbildungsberufen schlechter sind. Das stimmt aber bei weitem nicht immer. Als Selbständiger oder Meister*in verdient man in der Regel mehr als zum Bsp. eine Grundschullehrer*in. Meine Erfahrungen im Bereich der Berufsorientierung und die vielen Beratungsgespräche mit vielen Schüler*innen und Eltern zeigen mit, dass es oft Unwissen über die Möglichen mit einer Ausbildung gibt und auch, dass es zu wenig Vertrauen in die Durchlässigkeit des Schulsystems gibt.
Um diese Vorurteile abzubauen, ist mehr Aufklärung notwendig, damit Schüler*innen und Eltern bei der Berufswahl mehr Planungssicherheit haben.

4. Ausbildungsverbünde fördern

Oft bilden gerade kleine oder hoch spezialisierte Betriebe nicht aus, weil ihnen bestimmte Bereiche und Abteilungen in ihrem Betrieb fehlen. Durch Zusammenschlüsse von Betrieben zu Ausbildungsverbünden könnte Abhilfe geschaffen werden. Die Azubis könnten dann in den Betrieben rotieren. Für die Betriebe wäre es kein Mehraufwand, aber es könnten insgesamt mehr Ausbildungsbetriebe geschaffen und zugleich mehr Fachkräfte ausgebildet werden.

5. Die Berufsorientierung noch weiter institutionalisieren

Was an Sek I-Schulen längst etabliert ist, muss auch an den Gymnasien endlich Standard werden: mehrere Praktika. Die Schüler*innen sollten schon während ihrer Schulzeit bis Klasse 10 mindestens einmal praktische Erfahrung in Betrieben gesammelt haben. Hierdurch könnten viele Berufe attraktiver für die Schüler*innen werden und die hohen Zahlen an Studien- und Ausbildungsabbrüchen vermieden werden.

Kräfte bündeln und schnell handeln

Damit die Fachkräftekrise nicht weiter ausufert, müssen schnell Maßnahmen getroffen werden, die ohne viel bürokratischen Aufwand umgesetzt werden. Mehr Ausbildungs- und Studienplätze, Synergien der Betriebe nutzen und die Berufsorientierung an den Schulen stärken.